Eine Online-Ver­hand­lung unter­liegt ande­ren Rah­men­be­din­gun­gen als ein per­sön­li­ches Mee­ting. Die fol­gen­den Tipps unter­stüt­zen Sie dabei, ein E‑Charisma zu bil­den, wel­ches Sie auch online erfolg­reich ver­han­deln lässt. 

Wenn sich die Welt des Ver­han­delns über Nacht ändert

Die Ger­ma­nen nah­men wochen­lan­ge Mär­sche auf sich, um sich beim »Thing« zu ver­sam­meln, Mar­co Polo reis­te nach Chi­na, um Geschäfts­part­ner zu tref­fen und bis vor Kur­zem war die Frank­fur­ter Buch­mes­se der Ort, an dem die meis­ten Buch­li­zen­zen gehan­delt wur­den. Natür­lich per­sön­lich, vor Ort, bei Kaf­fee oder Apfel­wein – und trotz astro­no­mi­scher Hotelpreise.

Über Jahr­tau­sen­de tra­fen wir uns per­sön­lich, wenn es um wich­ti­ge Ver­hand­lun­gen ging. Kurie­re, Brie­fe, Tele­fon und in jüngs­ter Zeit auch E‑Mail oder Sky­pe waren meist nur Ergän­zun­gen per­sön­li­cher Geschäftstreffen.

Über Nacht ver­än­der­te sich unse­re Welt. Online-Ver­hand­lun­gen sind nicht mehr weg­zu­den­ken und wer­den auch in Zukunft eine wich­ti­ge Rol­le spie­len. Auch sobald wir uns hof­fent­lich bald wie­der mehr per­sön­lich tref­fen kön­nen und dürfen.

Online zu ver­han­deln ist jedoch eine Her­aus­for­de­rung. Selbst bril­lan­te Ver­hand­lungs­pro­fis ver­zwei­feln dar­an, dass ihre jahr­zehn­te­lan­ge Erfah­rung bei Video­kon­fe­ren­zen nicht den gewohn­ten Erfolg bringt. Es ist ein­fach anders und die gesam­mel­ten Erfah­run­gen des letz­ten Jah­res tei­le ich ger­ne mit Ihnen.

Ver­han­deln mit Ver­trau­en und Verbindlichkeit

Ver­trau­en und Ver­bind­lich­keit sind unver­zicht­ba­re Ele­men­te erfolg­rei­chen Ver­han­delns. Dazu trifft man sich auf einen Kaf­fee, setzt sich gemein­sam an den Tisch, spricht auf Augen­hö­he, besie­gelt eine Ver­ein­ba­rung mit einem Hand­schlag und stößt dar­auf an. Idea­ler­wei­se soll­te man sich auch rie­chen können.

Schon unse­re Spra­che zeigt, dass wir Ver­trau­en und Ver­bind­lich­keit bis­her mit räum­li­cher Nähe ver­bin­den. Es geht – wie Sie fol­gend sehen wer­den – aber auch online:

1. Bezie­hungs­ar­beit

Gemein­sam­kei­ten schaf­fen Ver­trau­en. Wohl dem, der über ein gutes Netz­werk ver­fügt und sei­ne Verhandlungspartner:in viel­leicht sogar per­sön­lich kennt.

Aber auch, wenn man die­ses Glück nicht hat: Suchen Sie nach Gemein­sam­kei­ten. Viel­leicht kom­men Sie aus der­sel­ben Hei­mat­stadt, haben an der­sel­ben Uni­ver­si­tät stu­diert, tei­len Hob­bies, oder haben Kin­der im glei­chen Alter. Sehen Sie sich dazu auch vor­her das Lin­ke­dIn-Pro­fil und die Fir­men­sei­te der Per­son an, mit der Sie zu tun haben.

Small­talk gehört zum Geschäft; in vie­len Kul­tu­ren ist Bezie­hungs­auf­bau sogar der wich­tigs­te Teil aller Ver­hand­lun­gen. Sobald man sich ver­traut, sind Ver­trags­fra­gen oft nur mehr Formsache.

Haben Sie einen gemein­sa­men Kon­takt? Jemand, dem ihr neu­er Ver­hand­lungs­part­ner und Sie ver­trau­en? Groß­ar­tig! Bit­ten Sie die­sen Kon­takt, zu Beginn des ers­ten gemein­sa­men Video­ge­sprächs die Rol­le des Gast­ge­bers zu über­neh­men und Sie vor­zu­stel­len. Wie man aus vie­len Stu­di­en weiß, wirkt es wie ein Tur­bo für die Ver­trau­ens­bil­dung, wenn wir nicht selbst, son­dern ande­re Gutes über uns sagen.

2. Zei­gen Sie, dass man sich auf Sie ver­las­sen kann

Schi­cken Sie vor dem Gespräch eine klei­ne Agen­da oder ein Check­lis­te über Ihr Gesprächs- und Ver­hand­lungs­the­ma. Ergän­zen­de Unter­la­gen und Infor­ma­tio­nen sind eben­falls hilf­reich, um zuver­läs­sig zu wir­ken. Sor­gen Sie für eine funk­tio­nie­ren­de Tech­nik. Sei­en Sie pünkt­lich: Log­gen Sie sich recht­zei­tig ein.

Und nach dem Gespräch schi­cken Sie eine kur­ze E‑Mail mit den wich­tigs­ten Ergeb­nis­sen. War­um das auch sonst eine klu­ge Ver­hand­lungs­idee ist, habe ich im Video­bei­trag »Wer schreibt, der bleibt« erklärt.

3. Arbei­ten Sie an Ihrem E‑Charisma

E‑Charisma bedeu­tet: Wie sym­pa­thisch, kom­pe­tent, ver­trau­ens­wür­dig und über­zeu­gend wir­ken Sie auf ande­re über das Tele­fon und in Videokonferenzen?

Dar­an kön­nen Sie arbei­ten: Sor­gen Sie für einen ruhi­gen, auf­ge­räum­ten Hin­ter­grund. Ach­ten Sie auf gutes Licht. Gege­be­nen­falls kann man mit ein oder zwei Schreib- oder Nacht­tisch-Leuch­ten neben der Kame­ra verbessern.

Klei­den Sie sich so pro­fes­sio­nell, wie sie es auch bei einem Ter­min vor Ort wür­den. Wobei man durch­aus Jeans statt Anzug­ho­se tra­gen darf. Haupt­sa­che Sie tra­gen Beinkleidung!

Zei­gen Sie Nähe. Ihr Kopf soll­te das Video­bild in der Höhe fast aus­fül­len. Ver­han­deln Sie auf Augen­hö­he – und das ist hier wört­lich gemeint. Nie­mand will nur ihre Stirn sehen oder von unten Ihre Nasen­haa­re bewun­dern. Brin­gen Sie Ihre Kame­ra auf Augen­hö­he, stel­len Sie ein­fach Ihr Gerät auf ein paar Bän­de Ihres alten Brockhaus.

Spre­chen Sie lang­sam. Machen Sie Pau­sen. Hören Sie aktiv zu. Stel­len Sie Rück­fra­gen. Bli­cken Sie in Ihre Kame­ra, wenn Sie spre­chen. Lächeln und nicken Sie, wenn Sie zuhören.

4. Tech­nik?

Nicht sel­ten gibt unser:e Gesprächspartner:in vor, ob wir Sky­pe, Zoom, WebEx oder eine ande­re Soft­ware ver­wen­den. Falls Sie ein Sys­tem noch nicht ken­nen, machen Sie sich recht­zei­tig vor­her mit der neu­en Soft­ware ver­traut. In der Regel gibt es kos­ten­lo­se Ver­sio­nen für den Privatgebrauch.

Ein gutes Bild ist wich­tig, guter Ton ist unver­zicht­bar! Tes­ten Sie die Qua­li­tät ihres Mikro­fons mit einer Auf­zeich­nungs­soft­ware und bit­ten Sie Freun­de um ein Feed­back. Falls Sie nicht rund­um zufrie­den sind, emp­feh­le ich ein pro­fes­sio­nel­les Head­set mit Mikro­fon. Gute Model­le bekommt man schon unter 30 Euro.

5. Das Leben schwappt rüber

Die Post­bo­tin klin­gelt? Ihr klei­ner Sohn springt auf Ihren Schoß? Die Kat­ze rennt durchs Bild?

Wun­der­bar! Wir alle sind seit Mona­ten im Home-Office. Ein biss­chen rea­les Leben bei aller Pro­fes­sio­na­li­tät macht uns mensch­li­cher und schafft Nähe. Nähe, die wir für ver­trau­ens­vol­le Ver­hand­lun­gen gut brau­chen können.

Die Online-Ver­han­deln-Check­lis­te

  1. Ken­nen Sie Ihre Verhandlungspartner:in?
  2. Haben Sie die Mög­lich­keit, vor­ab über Small­talk Ver­trau­en aufzubauen?
  3. Haben Sie vor­ab eine Agen­da und Zusatz­in­for­ma­tio­nen gesendet?
  4. Funk­tio­niert Ihre Tech­nik, d.h. Bild­über­tra­gung und Ton?
  5. Ist Ihr Hin­ter­grund pro­fes­sio­nell gestal­tet und ausgeleuchtet?
  6. Haben Sie sich pas­send gekleidet?
  7. Ken­nen Sie sich mit der vor­ge­ge­be­nen Mee­ting-Soft­ware aus?
  8. Wün­schen Sie sich ein ganz prak­ti­sches Trai­ning? Dann freue ich mich auf Ihren Anruf!

Ein Beitrag von:

Herbert Utz

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