Sei kein Bau­er – wer­de lie­ber Baumeister!

Platt­for­men wie Face­book, Goog­le, Ama­zon, eBay und Wix stel­len eine Infra­struk­tur zur Ver­fü­gung, die von klei­ne­ren Fir­men oder Pri­vat­per­so­nen „bear­bei­tet“ wird. Doch die Inhal­te gehö­ren nicht dem Nut­zer, son­dern der Platt­form! Also wann sind Bau­kas­ten­sys­te­me sinn­voll, wann nicht und wel­che Alter­na­ti­ve gibt’s?

Digi­tal Sharecropping

Gro­ße Platt­for­men wie Face­book, Goog­le, Ama­zon, eBay und Wix stel­len eine Infra­struk­tur zur Ver­fü­gung, die von klei­ne­ren Fir­men oder Pri­vat­per­so­nen mit Inhal­ten befüllt wird. Durch die von den Nut­zern erstell­ten Inhal­te wer­den die­se Platt­for­men wert­vol­ler und wert­vol­ler, die Inha­ber rei­cher und mäch­ti­ger.
Die­se Inhal­te wer­den wie­der­um von Besu­chern der Platt­form ange­schaut und gele­sen. Dadurch wird die Platt­form erst wert­voll: als Wer­be­flä­che. Der Platt­form-Betrei­ber kann jeder­zeit die Reich­wei­ten, Regeln und Prei­se für Inhal­te und Wer­bung ändern – und der Nut­zer, der bereits viel Zeit und Arbeit in sei­nen Auf­tritt auf der Platt­form inves­tiert hat? Tja, der könn­te sich frü­her oder spä­ter wie ein aus­ge­beu­te­ter Bau­er vorkommen…

Feu­da­lis­mus im Web

Feu­da­lis­mus war das vor­herr­schen­de Wirt­schafts- und Gesell­schafts­sys­tem im Mit­tel­al­ter. Grund­be­sit­zern gehör­te das Land, also die Infra­struk­tur. Bau­ern bewirt­schaf­te­ten die­se Infra­struk­tur, die Ern­te gehör­te aber dem Grund­be­sit­zer. Nur einen Teil des Ertrags durf­te der Bau­er behal­ten und er war über­dies den „Lau­nen“ der Grund­be­sit­zer ausgesetzt.

Heu­te gibt es ein ähn­li­ches Phä­no­men im Inter­net und es hat natür­lich einen eng­li­schen Namen bekom­men:
Digi­tal Sharecropping.

Mehr­wert beim Sharecropping

Der Mehr­wert von Digi­tal Share­crop­ping kann zum Bei­spiel eine grö­ße­re Reich­wei­te sein: ein Inse­rat auf eBay erreicht deut­lich mehr poten­zi­el­le Käu­fern als die Aus­stel­lung der Ware auf dem Flohmarkt.

Wei­te­re Argu­men­te sind die ein­fa­che Hand­ha­bung und die gerin­ge Inves­ti­ti­ons­hö­he. Es ist deut­lich ein­fa­cher und erst­mal auch güns­ti­ger, Waren über Ama­zon anzu­bie­ten als einen eige­nen Online­shop aufzubauen.

Auch Anbie­ter von Home­page-Bau­käs­ten wie Jim­do, Site123 oder Squa­re­space ver­spre­chen die schnel­le, güns­ti­ge und indi­vi­du­el­le Ein­rich­tung für klei­nes Geld. Blog­platt­for­men wie word​press​.com, tumb­lr oder blog­ger sowie Social Media Platt­for­men sind sogar kom­plett kostenlos.

Risi­ken beim Sharecropping

Naja – eigent­lich ist kei­ne Platt­form kom­plett kos­ten­los. Denn als Nut­zer der Platt­form inves­tiert man schon – nur eben kein Geld, son­dern Zeit und Krea­ti­vi­tät in Form von Inhal­ten. Und die­se Inhal­te gehö­ren nicht dir. Du unter­wirfst dich und dei­ne Arbeit den Regeln und Lau­nen der Anbieter.

  • Wenn Face­book dei­ne Reich­wei­te dros­selt oder dei­ne Fotos für Wer­bung zweck­ent­frem­det kannst du nichts dage­gen tun.
  • Wenn Wix ent­schei­det, dass jetzt in jede Sei­te ein Goog­le Ana­ly­tics ein­ge­baut wird und die Daten gesam­melt, in die USA geschickt und dort ver­ar­bei­tet wer­den, dann ist dei­ne Web­sei­te plötz­lich nicht mehr DSGVO-kon­form. Und ja, genau das macht Wix.
  • Oder wenn du ger­ne Pay­Pal Express als Zah­lungs­me­tho­de anbie­ten möch­test, der Bau­kas­ten-Chef aber ein Kum­pel vom Wire­card-Boss ist, dann gibt es eben nur Wire­card als Zah­lungs­me­tho­de. Wäre jetzt gera­de auch nicht beson­ders gut…
  • Wenn du eine Ver­an­stal­tung kom­plett über Goog­le (Kon­tak­te, Kalen­der, Dood­le, Docs) planst und Goog­le kurz vor­her dei­nen Account sperrt – dann stehst du ganz schön doof da! Oder wie vie­le E‑Mail Adres­sen kennst du aus­wen­dig? Den Account wie­der zu öff­nen kann eini­ge Wochen dau­ern – vor­aus­ge­setzt du hast wirk­lich kei­ne Regeln ver­letzt und nie­mand hat dei­ne Iden­ti­tät gestoh­len. Eine Kun­din von uns hat das ausprobiert.
  • Wenn Elon Musk dei­nen Twit­ter … äh, X‑account sperrt weil du dich über MAGA-Käp­pis lus­tig­machst… ach, lest selbst: SZ​.de

Share­crop­ping ja – aber nur bis hierhin!

Ein­fach­heit, gerin­ge Inves­ti­ti­ons­kos­ten und erhöh­te Reich­wei­te bie­ten natür­lich einen Mehr­wert. Ich will nie­man­den davon abbrin­gen, einen ama­zon affi­lia­te store zu star­ten oder sein Fahr­rad über eBay zu ver­kau­fen! Insta­gram bie­tet jetzt gera­de traum­haf­te Reich­wei­ten für sei­ne neue Funk­ti­on „Sto­ries“. Das wird sich ändern, sobald vie­le Unter­neh­mer Sto­ries nut­zen und Insta­gram die Reich­wei­te ver­kau­fen kann. Aber bis dahin: Ran an den Speck! Der Joe Rankl zeigt euch wie es geht.

Ein Pro­blem mit dem digi­ta­len Share­crop­ping ent­steht nur dann, wenn ihr kei­ne Alter­na­ti­ven zu euren Share­crop­ping-Lösun­gen habt. Denn dann seid ihr so abhän­gig wie der Bau­er aus dem Bei­spiel. Also bit­te: Spei­chert eure wich­ti­gen Daten (auch) auf eurer Fest­plat­te, syn­chro­ni­siert eure Kon­tak­te in ein loka­les Adress­buch und erstellt für euer Unter­neh­men „ech­te“ Web­sei­ten, die euch gehören.

Es gibt Alter­na­ti­ven zum Homepage-Baukasten

Bevor ihr also viel Ener­gie und zahl­rei­che Arbeits­stun­den in einen Home­page-Bau­kas­ten steckt, soll­ten wir uns die Alter­na­ti­ven anse­hen. Es ist näm­lich nicht so ohne wei­te­res mög­lich, die selbst gebau­te Web­sei­te aus einem Bau­kas­ten „her­aus­zu­ho­len“ – denn nochmal:

„Dei­ne“ Sei­te und dei­ne Inhal­te gehö­ren dir nicht!

Stell es dir so vor: Du bist aus irgend­wel­chen Grün­den bei einem Kum­pel oder dei­nem Part­ner „ein­ge­zo­gen“, aber dir gehört das Haus nicht. Anstel­le eines Miet­ver­tra­ges hast du „Nut­zungs­be­din­gun­gen“ zuge­stimmt, die dir kei­ner­lei Rech­te garantieren.

Fän­dest du es cle­ver, in die­sem Haus in tage­lan­ger Arbeit 220m² Par­kett zu ver­le­gen?
Was, wenn dein Kum­pel dich raus­wirft? Den Par­kett­bo­den kannst du genau­so wenig mit­neh­men wie eine Bau­kas­ten­web­sei­te. Und jetzt kommt der Punkt wo mein Ver­gleich echt hinkt: Eine ech­te Web­sei­te ist lan­ge nicht so teu­er wie ein eige­nes Haus!

Also bit­te: Bau doch ein­fach eine eige­ne Webseite!

Eine eige­ne Web­sei­te ist nur an einer Stel­le kom­pli­zier­ter als einen Bau­kas­ten zu ver­wen­den: Du brauchst ein Hos­ting. Hos­ting bedeu­tet, dass du einen Platz auf einem Ser­ver mie­test, der dei­ne Web­sei­te im Inter­net zur Ver­fü­gung stellt. Ein Hos­ting für eine Web­sei­te gibt es schon für rela­tiv klei­nes Geld. Bei Six​hop​.net kos­tet ein Web­hos­ting inklu­si­ve so eini­gen Extras und Sicher­heits-Fea­tures 10 € im Monat. Die Ein­rich­tung ist mit weni­gen Klicks getan und wird dir auf Wunsch auch ganz von uns abgenommen.

Dann kannst du dich für ein „Con­tent Manage­ment Sys­tem“ ent­schei­den. Das ist auch sowas wie ein Bau­kas­ten – aber kos­ten­los und „Open­So­ur­ce“. Es ändert also nie­mand ein­fach so die Regeln, denn das Sys­tem „gehört“ niemandem.

Es gibt unend­lich vie­le Vor­la­gen, Funk­tio­nen und Hilfs­pro­gram­me. Mehr als in jedem Bau­kas­ten! Unend­lich vie­le gute Kur­se und Tuto­ri­als – online oder an der vhs – unter­stüt­zen dich zusätz­lich. Soll­test du dir sehr unsi­cher sein, dann gibt es vie­le seriö­se Web­agen­tu­ren, die dir ger­ne dei­ne eige­ne Sei­te erstel­len. Außer­dem hel­fen sie genau an den Stel­len, an denen du nicht wei­ter kommst.

Die gol­de­ne Regel des Website-Bauens

Bist du selbst­stän­dig oder ver­dienst dei­nen Lebens­un­ter­halt über dei­ne Web­site, dann lohnt sich die Inves­ti­ti­on auf jeden Fall. Simp­le Regel­än­de­run­gen der gro­ßen Anbie­ter kön­nen schließ­lich schnell exis­tenz­ge­fähr­dend wer­den. Behal­te lie­ber die vol­le Kon­trol­le über dei­ne Inhal­te, Funk­tio­nen und Regeln und ern­te die Früch­te dei­ner Arbeit direkt. Bau­en auf dem eige­nen Grund und Boden macht eben immer noch am meis­ten Spaß!

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Ein Beitrag von:

Juliane de Vries | Webentwicklung

Juliane de Vries
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