3 Regeln im Umgang mit Fake News

Fake News, Propaganda-Nachrichten, Gerüchte und Halbwahrheiten werden oft einfach geglaubt und auf den Social-Media-Kanälen geteilt. Folgende 3 Regeln helfen dabei, Online-Informationen zu verifizieren.

 

Fake News erkennen

Bevor das Internet den Journalismus demokratisiert hat, war vieles einfacher. Wenn Medien wie Radio, Fernsehen, Zeitungen und Magazine etwas veröffentlichten, wurde die Meldung von Redakteuren gründlich überprüft. Heute gibt es diese sogenannte Gatekeeper-Funktion der Medien nicht mehr und jeder kann seine eigenen Inhalte veröffentlichen.

Regel 1: Sei kritisch und hüte dich vor dem schnellen Weiterleiten

Deshalb prasseln ständig ungeprüfte Nachrichten, Fake News und Gerüchte, auf uns nieder und werden in den Sozialen Medien, in Facebook, Twitter und Co. verbreitet. Viele Nutzer leiten Meldungen mit einem schnellen Click weiter, ohne darüber nachzudenken – vor allem, wenn sie von Freunden stammen. Mal ist es einfach nur gut gemachter Spaß, mal ist es Propaganda, mal soll damit Stimmung gemacht und Menschen beeinflusst werden, mal locken die Fake News auf Phishing-Seiten, mit denen Kriminelle Daten ihrer Opfer abgreifen. Die Gründe sind vielfältig und der Schaden ist groß.

Skepsis und Misstrauen sind deshalb eine gute Grundhaltung bei Internetinhalten. Bevor etwas geteilt wird, sollte der Inhalt auch gelesen werden. Beim Lesen ist auch immer ein Plausibilitäts-Check zu empfehlen. Klingt die Nachricht glaubwürdig? Verstößt sie gegen naturwissenschaftliche Grundregeln? Erscheint sie merkwürdig? Bei den kleinsten Zweifeln sollte man zögern und versuchen zu checken, ob die Nachricht wahr oder richtig ist. Es sollte dabei klar sein, dass es keine 100-prozentige Sicherheit gibt, es geht um eine Wahrscheinlichkeitseinschätzung.

Regel 2: Prüfe, woher die Nachricht stammt

Stammt die Nachricht von seriösen Qualitätsmedien, ist man auf der sicheren Seite. Sie bemühen sich jede Meldung zu prüfen und veröffentlichen nichts, wenn es nicht von zwei bis drei unabhängigen Quellen bestätigt oder von der Redaktion selbst recherchiert wurde. Stammt die Nachricht von einem anderen Medium, wird in der Regel eine Quelle im Text genannt.

Gibt es keine Quellenangabe oder ist die Quelle nicht auffindbar, ist Vorsicht geboten. Wird sie genannt, dann lässt sie sich meist überprüfen. Was steht in der Originalnachricht und stimmt das mit der Meldung überein? Oft reicht das schon, denn in vielen Fake News werden keine Quellen oder aber fiktive oder falsche Quellen angegeben. Gibt es eine korrekte Quelle, ist deren Seriosität zu checken. Was ist das für eine Seite? Wer steht dahinter, was sagt das Impressum?

Es muss eine für die Inhalten verantwortliche Person und eine vollständige Anschrift enthalten – eine anonyme E-Mail-Adresse genügt nicht. Oft genug wird im Impressum eine fiktive Adresse oder eine Sammeladresse angegeben, auch dann ist Vorsicht geboten. Ein gutes Mittel, um sich über eine Website zu informieren, ist die Einschätzung im Internet. Ist sie umstritten oder bereits als Propaganda oder Fake-News-Seite bekannt, sollte man die Finger von ihr lassen.

Beispiel: 12 Prophezeiungen von Carl Friedrich von Weizsäcker

Ein schönes Beispiel sind die angeblichen 12 Prophezeiungen von Carl Friedrich von Weizsäcker, die unzählige Male im Internet veröffentlicht und geteilt wurden und werden. Sie sollen aus dem Buch „Der bedrohte Friede. Politische Aufsätze 1945 – 1981, München 1983“ stammen. Doch Sprache und Charakter dieser 12 Prophezeiungen passen nicht zu CFvW. Das hat mich misstrauisch gemacht. Ich habe nachrecherchiert und mir das Buch in der Bayerischen Staatsbibliothek ausgeliehen – darin sind keine Prophezeiungen zu finden. Alles Fake! Wie sich bei der weiteren Recherche zeigt, stammt dieser Fake von Rechtspopulisten.

Ursprung von Bildern checken

Gerne werden Bilder verwendet, um irgendeine Behauptung zu untermauern. Häufig stammen sie bei Fake News von anderen Ereignissen oder sind mit Photoshop bearbeitet. Auch hier gilt es kritisch zu sein und sich das Bild genau anzuschauen. Ist das Ereignis oder die angegebene Location zu erkennen? Sind die genannten Personen deutlich zu sehen? Mit der Bilder-Rückwärtssuche lässt sich überprüfen, woher das Bild stammt. Dazu einfach die Bild-URL oder das Bild selbst in die Suchmaschine laden, dann stößt man schnell auf die Quelle.

Beispiel: Polizei vor dem Capitol bei Black-Lives-Matter-Demo

Als das Capitol in Washington erstürmt wurde, kursierte ein Bild von zahlreichen, schwer bewaffneten Polizisten, die bei der friedlichen Black-Lives-Matter-Demo einige Zeit vorher das Capitol bewachten. Es sollte zeigen, welch unterschiedliche Maßstäbe die US-Polizei anlegt, und dass sie bei Protesten von weißen Rechten wegsieht. Doch das Bild zeigt gar nicht das Capitol, sondern das Lincoln-Memorial. Klassische Fake News!

Vorsicht bei Studien

Gerne werden bei Fake News Studien genannt, um Wissenschaftlichkeit vorzutäuschen. Drei Varianten gibt es: Es wird keine echte Quelle angegeben, sondern vage von Wissenschaftlern aus irgendeinem Land von einer unbekannten Universität geschrieben. Oder es wird eine (gerne fremdsprachliche) Quelle verlinkt, die aber einen ganz anderen Inhalt hat. Oder es handelt sich wirklich um eine publizierte Studie, die aber weder repräsentativ noch unabhängig ist. Das ist dann schon schwieriger herauszubekommen.

Zunächst gilt es das Institut und dessen Reputation zu überprüfen. Dann lässt sich checken, wie die Studie in den seriösen Medien besprochen wurde. Schließlich sollte der Auftraggeber der Studie gesucht und geprüft werden. Hat er bestimmte Interessen an den Ergebnissen der Studie? Dasselbe gilt für die Finanzierung der Studie. Schließlich lässt sich auch überprüfen, ob die Studie einen wissenschaftlichen Beweis vorlegt oder eine Hypothese formuliert. Das ist zum Beispiel der Fall bei einer sogenannten „vorläufige Studie“. Sie stellt Ergebnisse vor, die noch nicht wissenschaftlich bewiesen sind.

Regel 3: Fakten-Check-Seiten sind gute Helfer 

Inzwischen gibt es zahlreichen Internetseiten von staatlichen Stellen, NGOs oder Initiativen, die Fakten überprüfen. Die spendenfinanzierte Seite CORRECTIV beispielsweise hat sich die Recherche für die Gesellschaft auf die Fahnen geschrieben und steht für investigativen Journalismus. Gerade Meldungen, die in den Sozialen Medien geteilt werden, lassen sich auf jenen Seiten gut überprüfen.

Thomas Horsmann
Freier Journalist und Autor

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